DER TAGESSPIEGEL, 30.9.2015

Renaturierung der Panke

Pankow kritisiert Pläne des Senats

 

Das Bezirksamt hat lange geschwiegen zum Projekt "Panke 2015". Nun ist die Reaktion um so heftiger.

 

Das Bezirksamt Pankow lehnt die Renaturierung der Panke "in der geplanten Form ab". Verantwortlich ist die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

In seiner Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren des Projekts "Panke 2015" stuft der Bezirk vor allem die "erheblichen Eingriffe" in die Parkanlagen in Pankow als problematisch ein. Konkret kritisiert er, dass durch die Umgestaltung des Flusslaufes Freiflächen zerstört und wertvolle Bäume geopfert werden sollen. "Ein Großteil der zur Erholungsnutzung wichtigen Uferwiesen wird der Bevölkerung durch die vorgeschlagene Planung einer weiteren Nutzung entzogen", heißt es etwa zum Pankower Bürgerpark. Ähnlich vernichtend ist das Urteil zum Schlosspark Schönhausen. "Die Gestaltung ist weder ortstypisch noch angemessen für den Schlosspark mit einer wichtigen Erholungsfunktion inmitten eines zunehmend stärker verdichteten Wohnumfeldes."

Die Panke, die von Brandenburg kommend durch Pankow über den Wedding nach Mitte fließt, soll entsprechend der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wieder seine natürliche Struktur erhalten.Insgesamt geht es um eine Strecke von 18 Flusskilometern. Der größte Teil davon liegt im Bezirk Pankow. Die Stellungnahme des Bezirks zum Planfeststellungsverfahren dürfte daher nicht unwichtig sein für die weitere Entwicklung des Projekts, das eigentlich bereits in diesem Jahr beendet werden sollte. Inzwischen gibt die verantwortliche Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt aber 2018 als möglichen Start der Umsetzung an. Für ein solche großes Vorhaben fehlten die Erfahrungswerte, heißt es dort. Wo immer es möglich ist, sollen an der Panke Betonkanäle verschwinden, Böschungen erweitert und Begradigungen beseitigt weden, damit der Fluss frei fließen, sprich mäandern kann. Im Schlosspark Schönhausen sollen nach historischen Plänen Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné außerdem Inseln in der Panke angelegt werden. 

In Pankow haben nun alle betroffenen Fachämter die Planunterlagen des Senats genau unter die Lupe genommen. Das Urteil: Die Unterlagen "genügen nicht den fachlichen Anforderungen", schreibt etwa das Umwelt- und Naturschutzamt. Dort sieht man insbesondere die umfangreichen Baumfällungen - 1200 sind es insgesamt in den betroffenen Berliner Bezirken - kritisch. Es sei nicht zu erkennen, dass die Eingriffe, dem "Vermeidungs- beziehungsweise Minimierungsgebot" folgten, heißt es in der Stellungnahme. Besonders problematisch ist die Situation demnach im Schlosspark Schönhausen, denn dort lebt der vom Aussterben bedrohte Heidbock-Käfer, auch großer Eichbock genannt. Der Schlosspark mit seinen Eichen gehört hierzulande zu seinen letzten Refugien. Fällungen von Eichen sind in dem Park rund um das Schloss Schönhausen daher nur mit Ausnahmegenehmigungen möglich. Dafür sieht das Pankower Umweltamt aber keine Grundlage. Die in den Planunterlagen als "unabdingbar" genannten Fällungen seien nicht durchführbar, so das Amt.

Kritik kommt auch von der unteren Denkmalschutzbehörde. Die Renaturierung habe erhebliche Auswirkungen auf die Gartendenkmäler des Bezirks, vor allem auf den Schlosspark und auf den Bürgerpark, heißt es dort. Der Schlosspark Buch sei dagegen kaum betroffen. Im Bürgerpark sieht die Denkmalbehörde auch den Rosenpavillion in Gefahr. Er könnte durch Erschütterungen bei den Bauarbeiten beschädigt werden. Das Landesdenkmalamt hatte in einer gesonderten Stellungnahme ebenfalls Bedenken angemeldet. Nach seiner Auffassung ist die Panke Teil des Flächendenkmals Bürgerpark. Der gesamte Fluss stehe damit unter Schutz, sagte eine Mitarbeiterin dem Tagesspiegel. Die geplante Annäherung an die „Lennésche Panke“ im Schlosspark bezeichnete sie zudem als "nicht nachvollziehbar". Dort sollen unter anderem mit Bäumen besetzte Inseln im Fluss angelegt werden. Das Pankower Grünflächenamt hat dagegen auch ganz praktische Einwände. Es sieht sich außerstande, die Inseln später zu pflegen, denn die seien für Mähfahrzeuge und anderes Gerät nicht zu erreichen, so die Begründung.

Ulrike Scheffler 

 

 

 

Der Irrgarten von Schloss Schönhausen

 

Der Spaziergänger, der heute dem Weg entlang der nördlichen Umfassungsmauer Richtung Osten folgt, trifft unweigerlich auf eine mächtige, einzeln stehende Eiche. Ihre einst weit ausgreifende Krone hat sie wohl schon vor Jahren eingebüßt. Der Baum scheint leider vollständig abgestorben.

 

Der Vergleich der Gartenpläne von 1764 und 1829 mit dem heutigen Zustand des inneren Schlossparks zeigt es: Genau dort, wo heute diese imposante Ruine eines Baumriesen aufragt, befand sich vor 250 Jahren die Mitte des Irrgartens von Schönhausen – mit einer einzelnen großen Eiche darin. An dieser Eiche, die angeblich sogar schon von König Friedrich I. gepflanzt worden war, führten Treppen auf eine zweistöckige Galerie, die einen Überblick über den gesamten Schlossgarten bot (Schönhausen, 2009, S. 124ff.).

Wer nun heute ganz nah an den riesigen Eichenstamm herantritt, der mag sich einen Moment lang vorstellen, wie vor langer Zeit genau hier, unter diesem Baum in der abgeschiedenen Mitte des Irrgartens, die preußische Königin einen Ort vollkommener Ruhe und Besinnung finden konnte.

 

Der Labyrinth-Irrgarten ist verschwunden, und der Baum ist tot. Sein Stamm ist bis in den Kern hinein morsch und teilweise ausgehöhlt. Es scheint nur noch eine Frage von wenigen Jahren, bis er aus Sicherheitsgründen niedergelegt werden muss. Noch aber hält er die Erinnerung wach an den Irrgarten von Schloss Schönhausen.

 

 

 

 

 

Der Schlossgarten 1950

 

 

Die Sommerblumenbeete vor der Terrasse, wie sie der Gartenarchtitekt Reinhold Lingner 1950 für Schönhausen entworfen hat. Die Anordnung der Rechtecke und die einfarbig flächige Farbgestaltung erinnern nicht zufällig an Werke der abstrakten Malerei. Natur als Ornament - eine bemerkenswerte Verbindung barocker Gartengestaltung mit moderner Kunst.

(s. Schönhausen, 2009, Der Garten des ersten Präsidenten der DDR, S. 134) 

 

Wie schon das Schloss so soll auch der Garten in seiner historischen Entwicklung erlebbar werden. (Teehaus von 1951)

 

 

 

 

 

Die alte Pergola an der Südseite

 

 

Sommerblumenbeete mit Tafelrunde